Paulinas Reise

Wenn Tiere in unser Leben kommen, treten wir eine Reise voller Abenteuer,Lernprozesse und Liebe an. Die Tiere erreichen unser tiefes Inneres undverändern uns auf eine kaum beschreibbare Weise. Unsere Liebe wächst. Und wenn sie dann von uns gehen, sind wir verloren und verzweifelt.Mit der Zeit untersuchen wir, was geschehen ist und erkennen die Bedeutung. Dann staunen wir über diese bewundernswerten Wesen. Was für eine Ehre erteilen sie uns, wenn sie eine Strecke unseres Lebensweges mit uns teilen.

Barbara Janelle

 


Diese Worte von der Tierkommunikatorin Barbara Janelle, haben mich nachdenklich gemacht, mich getröstet und mir ein Stück weit geholfen, den Verlust von Paulina zu verarbeiten.

Ja, auch unser gemeinsames Leben war eine Reise voller Abenteuer, Lernprozesse und geprägt von Liebe zu ihr und Hanka, aber auch von Sorgen um Paulinas Gesundheit. Sie hatte gerade ihr erstes Lebensjahr hinter sich gebracht, als wir die Diagnose „schwerste HD“ erhielten. Für mich brach eine Welt zusammen. Wie konnte dieser voller Lebenslust strotzende, bewegungsfreudige junge Hund dieses Leiden haben? Eine Odyssee von einem Tierarzt zum anderen folgte, in der Hoffnung, vielleicht doch noch eine bessere Diagnose zu bekommen. Aber anstatt eines Lichtblickes, hörte ich nur verschiedene Meinungen wie Paulis zukünftiges Leben aussehen würde. Von: „ Höchstens mehrere Male am Tag 10 Minuten Bewegung!“ bis: „Lassen Sie sie laufen soviel sie will!“ musste ich mir Unglaubliches anhören. Wie sollte ein junger Hund auf diese Art ein ausgefülltes und glückliches Leben führen? Letztendlich hörte ich auf mein Bauchgefühl.  Meine Devise war: Ein glücklicher Hund kann eher mit einer Krankheit leben, als ein unglücklicher. Wir haben alles unternommen, um ihr ein schmerzfreies und glückliches Leben zu bieten. Sie durfte mit anderen Hunden toben, sie ist mit uns gewandert, sie hat regelmäßig an den Apportier- und Gruppenstunden der Hundeschule teilgenommen, sie hat sogar Agility (ohne große Sprünge) mit großer Freude gemacht. Alles natürlich immer in Maßen. Renate hat in Abständen Kommunikationen mit ihr durchgeführt, um zu erfahren wie es ihr geht und ob wir alles richtig machen. Sechs Jahre lang ist sie regelmäßig bei einer Tierphysiotherapeutin zum Muskelaufbau aufs Wasserlaufband gegangen, sie bekam Futterzusätze für ihre Gelenke und Frau Dr. Latz, Tierärztin mit chiropraktischer Ausbildung, hat regelmäßig ihre Blockaden in der Wirbelsäule gelöst. In der ganzen Zeit waren nie Schmerzmittel notwendig. Leider entwickelte sich parallel dazu bei Paulina eine schwere Allergie, die uns und auch sie, oft an unsere und ihre Grenzen brachte. Wir haben trotz aller Versuche, nie wirklich herausgefunden, was der Auslöser war. Oft wachte ich nachts schweißgebadet auf, wenn ich mal wieder geträumt hatte, Paulina irgendwo verloren zu haben. Aber trotz aller Sorgen, haben wir immer versucht, positiv zu denken und normal mit ihr umzugehen. Glücklich war ich, wenn wieder einmal ein Tierarzt zu mir sagte, es sei ein Wunder, dass sie so läuft mit dieser HD. Das änderte sich im Sommer 2013, Paulina hatte 9 Jahre gut mit ihrem Handicap gelebt. Plötzlich hatte sie in der Hinterhand keine Kraft mehr, konnte kaum aufstehen und ihre Hinterbeine knickten bei der kleinsten Erschütterung weg. Mit Schmerzmitteln und einer Lasertherapie bekamen wir sie wieder so einigermaßen auf die Beine. Die tierärztliche Prognose: Es kann morgen sein, dass sie nicht mehr laufen kann, es kann aber noch ein Jahr dauern. Ein Jahr nur noch? Oder morgen? Auch damit lernte ich zu leben. Es ging ja einigermaßen. Ganz kurze Spaziergänge waren ja noch möglich. So hatte ich mir das Ende meiner Hunde nicht vorgestellt. Durch meine Teilnahme an vielen Seminaren und mein dadurch erworbenes Wissen, hatte ich mir vorgenommen, meinen Hunden zu gegebener Zeit ein normales Sterben zu ermöglichen. Doch was war möglich, wenn ein Hund nicht mehr laufen kann und sonst gesund ist? Ich ließ von Renate eine Kommunikation mit Paulina machen, um von ihr zu erfahren, wie sie zu ihrer Euthanasie im Notfall stehen würde. Sie sprach unserer Familie in dieser Kommunikation Dank und Trost aus. Sie sagte aber auch, dass sie ihr Ende, was für sie nicht „Ende“ sondern „Neuanfang“ bedeute, schon vor sich sah. Sie sagte auch: „ Wenn der Zeitpunkt gekommen ist, wird sie es schon merken. Ich möchte gehen, schnell gehen, schnell verlassen dieses irdische Leben. Alle Schmerzen, alles Leid.“ Diese Aussage von Paulina hat mich sehr traurig gemacht, hat aber auch eine schwere Last von mir genommen und ich wusste, wenn ich erkenne, dass das Leben nicht mehr lebenswert für sie ist, darf ich sie erlösen lassen. Auch wenn ich mir das ganz anders vorgestellt und gewünscht hatte. Zu dem Zeitpunkt ahnte ich noch nicht, dass genau diese Entscheidung schon bald von mir getroffen werden musste, aber aus ganz anderen Gründen. Nicht ihre HD sollte ihr Neuanfang in einer anderen Dimension sein, sondern gesundheitliche Probleme ganz anderer Art. Paulina hatte schon seit längerer Zeit unregelmäßig Kot abgesetzt. Meine Vermutung war, dass es mit ihrer Allergie zu tun haben könnte. Denn diese Schwierigkeiten traten immer mit einem vermeintlichen Allergieschub auf. Sie kratzte sich dann Tag und Nacht und versuchte jeden Unrat zu fressen, der auf ihrem Weg lag.  Ende November musste sie sich nach jedem Fressen erbrechen. Nach einer Behandlung bei unserer Tierärztin ging es ihr rasch besser. Genau nach einer Woche kam der Rückfall: Sie konnte weder ihr Futter und Flüssigkeit bei sich behalten noch konnte sie Kot absetzen und sie hatte offensichtlich starke Schmerzen. Durch Röntgenaufnahmen wurde festgestellt, dass der Darm zwar nicht durch einen Fremdkörper verschlossen war, aber nicht arbeitete. Auch durch Einläufe und Infusionen stellte sich keine Besserung ein. Bald war klar, dass sie ohne eine Operation nicht überleben würde. Am 9. Dezember wurde sie operiert. Bei der OP wurde festgestellt, dass Paulinas Magenausgang durch einen Tumor oder eine Entzündung so verändert war, dass kaum noch Nahrung passieren konnte. Die einzige Möglichkeit war, einen Teil des Magens wegzuschneiden und mit dem Darm, der auch verheerend aussah, zu verbinden, in der Hoffnung, dass das so funktionieren würde. Das Leben von Paulina hätte dann folgendermaßen ausgesehen: Mehrere Male am Tag ganz kleine Mahlzeiten und beim Gassi gehen einen Maulkorb tragen, um zu verhindern, dass sie Fremdkörper aufnimmt (in ihrem Magen war bei der OP ein Schraubverschluss von ca. 2 cm Durchmesser gefunden worden). Und wie hätte sie die schwere OP verkraftet? Hätte der Darm seine Arbeit wieder aufgenommen? Wäre sie mit ihrer schweren HD überhaupt wieder auf die Beine gekommen? Viel Zeit blieb mir während der OP nicht, eine Entscheidung zu treffen. Nach Rücksprache mit meinem Mann und Renate („Sie steht schon im Licht, sie kommt nicht wieder.“) haben wir uns gegen ein Leben voller Leid entschieden und Paulina am 9. Dezember 2013 schweren Herzens gehen lassen. 

Für mich war es selbstverständlich, dass Renate Paulina auf ihrer Reise ins Licht begleiten sollte. Im ersten Schmerz war es sehr tröstlich, zu hören, dass ihre Seele noch eng bei mir war. Sie sandte Renate ganz viel Liebe und Dankbarkeit für uns in Form von roten, rosa und lila Farben. Paulinas Reise begann am 10.12. um 4.20 Uhr. Zuerst war sie ganz langsam unterwegs und ich wurde von Renate ermahnt, sie loszulassen. Im Laufe des Tages wurde sie immer schneller, hatte ihre alten Bewegungen abgelegt und war ganz ruhig und entspannt und genoss ihre Zeit alleine. Renate schrieb: „ Paulina ist ganz alleine auf einer grünen Wiese. Sie spielt und spielt. Schön ist es!“  Am Abend die SMS: „ Ich bin zu Tränen gerührt, Lilly ist bei ihr. Sie spielen zusammen.“  Ich wusste, jetzt wird alles gut. Lilly kennt den Weg und sie wird Pauli leiten. Am späten Abend gingen Paulina und Lilly schnellen Schrittes und schauten nicht mehr nach rechts oder links. Sie gingen einfach in eine feste Richtung.

Am nächsten Morgen waren sie schon im Trab unterwegs. Lilly ganz eng an Paulis Seite. Renate konnte am Horizont schon den Anfang vom Weg ins Licht sehen. Später lief ein Einhorn an ihrer linken Seite und am Wegesrand standen viele Tiere. Eine Schar von Vögeln begleitete sie. Am dritten Tag ihrer Reise hatte sie schon fast ihre Endgeschwindigkeit erreicht. Ihr Blick war nur noch nach vorne gerichtet und nichts konnte sie mehr aufhalten. Ihre Botschaft an mich: „Liebe ist unvergesslich, nur wer richtig liebt, kann auch richtig leben. Stell ein Körbchen in dein Herz und ich werde immer bei dir sein!“

Am 13. 12. 2013 um 3.47 Uhr, nach einer viertägigen Reise ist Paulina ins Licht getreten.

Mit Dank an Renate und mit Paulina im Herzen

Gabi mit Hanka und Merle

Übungsplatz

Schlenke 8

58540 Meinerzhagen

neben Holz Meeser

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Renate Dimter

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